Frisch, frei, fröhlich zum Start der ersten Etappe von Biel nach Delemont. Geplante Länge war etwa 50 Km und geschätzte 800 Höhenmeter. Nicht so richtig geplant war die Tagestemperatur. Bereits vor 10:00 in Biel zeigte das Thermometer 23 Grad an.

Temperatur

Da kam mir beim Anblick der Fontäne unmittelbar der Gedanke an Abschied.

Abschied vom kühlen Nass für den Rest des Tages.

Fontäne

Um nicht gleicht das ganze Pulver in der ersten Etappe zu verschießen, sollte es nicht über der ersten Jura-Rücken gehen, sondern hindurch. In etwa jedenfalls. Also nicht auf direktem Weg über Magglingen, sondern durch die Taubenlochschlucht. Die ist sehr schön, und ich hätte gern Bilder davon präsentiert. Da ich aber nicht entlang der Straße laufen wollte, schlug ich mich frühzeitig in den kühleren Wald. In der Schlucht sollte es mit Wasserfällen und hohen Felswänden ja noch kühler sein. Doch wo geht's lang?

Wegweiser

Irgendwie führen alle Wege nach Frinvillier aber nur einer durch die "Tubelochschlucht".

Kurz gesagt, ich habe mich vernavigiert. Schlucht verpasst und zu viele Höhenmeter gesammelt. Zur Belohnung führte der offizielle Wanderweg in Frinvillier dann über das Werksgelände einer Betonfabrik. Sehr spannend und staubig. Und natürlich mit Fotografierverbot.

Im Blick von oben ab Pery auf den Pass kann man nur rätseln, wie man eine Bahnstrecke, eine Nationalstraße, einen Fluss und ein Betonwerk da reinquetscht. Aber schön ist es doch...

Pass

 

Der Weg nach Westen durchs Tal der La Suze war wieder geprägt von Enge. Separate Wanderwege gibt es hier nicht. Experimente, neben dem Fluss oder der Bahnstrecke zu laufen, scheiterten an Brücken (oder deren Fehlen), an Tunneln oder Zäunen. Also ging's an der Straße entlang nach Sonceboz.

Hier geht es dann nach Norden auf die Wasserscheide. Während die Autobahn ansatzlos im Tunnel verschwindet, schraubt sich die Bahn erst in einer langen Schleife über Sombeval in die Höhe, um dann ebenfalls im Berg zu verschwinden. Der Läufer muss mit der Nationalstraße Vorlieb nehmen und wird nur an einigen Stellen sinnloserweise auf einem Umweg über den Wanderweg durch den Wald geschickt, um dann doch wieder in Sichtweite auf der Straße zu landen. Welch eine Verschwendung!

Immerhin war einer dieser Wanderwege so typisch, dass ich ihn euch nicht vorenthalten möchte. Nicht leicht zu laufen – eher gut zu wandern, und manchmal eben auch gar nicht so leicht zu finden.

Wanderweg

Jenseits der Wasserscheide in Tavannes kommt man durch einen schönen Felsbogen, hinter dem die Quelle der Birse liegt.

Mit und neben dieser geht es dann mit dem Wasser und dem Läufer bergab.

Felsbogen Birsequelle

Leider endet aber auf dieser Etappe damit auch der bewaldetete Teil der Wegführung. Die Strecke wird gewissermaßen langweilig (Hoffentlich sehe ich das am Rhein nicht auch so -- ich muss wohl noch an meiner Einstellung arbeiten... :-).

Es folgen also 10 Km und fünf Dörfer mit viel Sonne und wenig Trinkwasser führenden Brunnen. Auf die hatte ich eigentlich gehofft, denn ohne Zwischenbetankung ist die Strecke nicht zu machen. Langsam wurden die Flaschen sehr leicht...

Ab Court dreht die Strecke von westlicher wieder in nördliche Richtung und setzt zur Durchquerung des nächsten Jurarückens an. Das heißt dann "Gorges de Court" und ist bewaldet und mit Wanderwegen ausgestattet. Und es ist ein Regionalpark (Naturschutzgebiet). Da es aus bekannten Gründen hier wieder eng ist, wird der Wanderweg einfach mal kurz an die Wand gehängt.

Hochweg

Es ist schon erstaunlich, wie sich der kleine Bach im Laufe der Zeit so durch diese Felsen gefressen haben muss.

Felsen

Auch sehr angenehm auf diesem Streckabschnitt ist der "Kühlschrank"

Er ist etwa zwanzig Meter lang, hat keine Türen und somit auch kein Licht, welches ausgehen könnte, wenn man die Tür schließt – die Temperaturdifferenz zur Außenwelt ist gigantisch. Da kann man glatt ins Frieren kommen.

Hier ist er

Tunnel

 

Nun gilt es noch, sich durch die größere Stadt Moutier zu kämpfen, bis ich wieder auf der Straße durch den Wald darf. Am Ende der bewaldeten Strecke steht eine ehemalige Herberge zum Verkauf, die noch gut aus der Zeit stammen könnte, in der das Postauto (ja, ihr Deutschen, denkt euch einfach "Bahnbus") noch eine Postkutsche war.

Herberge

Ab dem im Hintergrund erkennbar angekündigten Kreisverkehr geht es nun über Choindez und Courrendlin nach Delemont.

Die Kreisverkehre markieren allerdings eine Baustelle mit unklarer Verkehrsführung, sodass ich mich entschied, das unausgebaute Ende des Kreisels zu nehmen und auf einem Schotterweg neben der Straße zu laufen. Das ging auch so lange gut, bis sich das, was zunächst aussah wie ein Baustellenlager, als Werksgelände einer Röhrenfabrik entpuppte. Dumme Sache, denn während hinten alles offen war, war der Vordereingang (in meinem Fall Ausgang) leider verschlossen. Der Ausweg führte über das Anschlussgleis des Werkes, vorbei am inzwischen privat bewohnten Bahnhof von Choindez, wo ich Bekanntschaft mit zwei großen Bernhardinern machen durfte.

Zum Zieleinlauf nach Delemont wurde mir der unbeschreibliche Luxus eines abgetrennten Radweges zwischen Straße und Bahndamm zuteil...

Radweg